Von "Freiheit für Angela Davis" bis Black Lives Matter | L.I.S.A. WISSENSCHAFTSPORTAL GERDA HENKEL STIFTUNG (2024)

Moritz Binkele | 06.10.2020 | Interviews |

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Von "Freiheit für Angela Davis" bis Black Lives Matter

Interview mit Kata Krasznahorkai über Black Power in Osteuropa, Angela Davis und ihre Rezeption heute

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Erich Honecker überreicht Davis am 11. September 1972 die Einladung für die Weltfestspiele der Jugend und Studenten 1973 in Ost-Berlin

Bundesarchiv, Bild 183-L0911-029 / Koard, Peter / CC-BY-SA 3.0

Der gewaltsame Tod George Floyds hat im Sommer 2020 eine weltweite Protestbewegung gegen die Unterdrückung der schwarzen Minderheit in den Vereinigten Staaten ausgelöst. Unter dem Motto "Black Lives Matter" fordern Aktivistinnen und Aktivsten ein Ende von strukturellem Rassismus und Polizeigewalt. Anders als die Bürgerrechtsbewegung der 1960er und 1970er-Jahre hat die Bewegung heute keine herausstechenden Köpfe mehr, sondern wird von einer breiten Front getragen. Doch die Ikonen von damals sind nicht vergessen: Allen voran Angela Davis, die wohl bekannteste weibliche Figur der Black Power Bewegung. Bis heute kämpft die marxistische Philosophin gegen das US-amerikanische Gefängnissystem. Vor 50 Jahren, im Oktober 1970, wurde sie selbst wegen des Verdachts auf Terrorismus verhaftet. Nach ihrer Freilassung reiste sie in den Osten und verbrüderte sich mit den Führern der realsozialistischen Staaten -als Zeichen der Dankbarkeitfür die ungeahnte Welle an Solidarität, die sie während ihrer Inhaftierung aus dem Osten erfuhr. Zu diesem Anlass sprach L.I.S.A. mit der Kunsthistorikerin Dr. Kata Krasznahorkai über Angela Davis, ihren Aktivismus und ihre Vereinnahmung durch Regierende und Oppositionelle in den Staaten des ehemaligen Warschauer Vertrages.

L.I.S.A.:Frau Krasznahorkai, Sie haben sich in der Vergangenheit unter anderem mit der subversiven Rolle von radikalen Künstlerinnen und Künstlern in autoritären Systemen beschäftigt. Was hat Sie nun dazu bewogen, sich mit der Person Angela Davis und deren Rezeption in den Staaten des ehemaligen Ostblocks auseinanderzusetzen, die ja dort gerade nicht in Opposition zu den Regierenden stand?

Dr. Krasznahorkai:Das Spannende an der Rolle von Angela Davis in Osteuropa ist ja gerade, dass sie wie ein Kippbild zwischen Opposition und den Regierenden funktioniert. Ich bin tatsächlich in Staatssicherheitsberichten über subversive Aktionen auf das Thema und die Doppel-Rolle von Davis gekommen. Es geht um die Deutungshoheit über das Bild, die Ikone, zu der sie wurde. Die CIA beschreibt das Sowjetregime 1972 in einem internen Schreiben als „image-conscious“, also bildbewusst. Dieses Bild einer schwarzen Frau mit dem Afrolook ist ein bis heute geltender viraler Bild-Topos geworden: Das FBI-Fahndungsplakat, wo sie als dritte Frau überhaupt auftaucht, zeigt gleich zwei Porträts: einmal mit und einmal ohne die Rundbrille; das Pressebild ihrer Verhaftung in New York, wo sie sich zu tarnen versuchte, indem sie gerade die charakteristische Frisur glatt gekämmt nach hinten zusammengebunden hat und in Handschellen, umgeben von weißen Männern abgeführt wird; Davis mit Mikrofon in der Hand – das sind alles Bilder, die sich gewissermaßen von Angela Davis als Person verselbstständigt haben und selbst zu Akteuren geworden sind. Akteure auf beiden Seiten: als Staatspropaganda, aber auch als ikonisches Bild, das für die Universalität von Anti-Rassismus, Meinungsfreiheit und Gleichheit vor dem Gesetz steht. Zugleich sind diese Bilder auch Akteure für Gendergerechtigkeit, akademische Freiheit und die Autonomie der Universitäten. Denn man darf nicht vergessen, dass die Geschichte mit einem beispiellosen Eingriff des FBI in die Souveränität der Universität, wo Davis lehrte, anfing: Ursprünglich wurde eine junge Philosophie-Professorin ja von einem als Student getarnter FBI-Informanten in der Universitätszeitschrift als Kommunistin geoutet, was der Auslöser für ihre brutale Verfolgung wurde. Die Aktion lief im Rahmen der Counter Intelligence Program des FBI, das speziell auf schwarze Aktivisten zielte. Ronald Reagan, damals Gouverneur von Kalifornien, hat sich persönlich für die Verhaftung dieser fünfundzwanzigjährigen Professorin eingesetzt, nur weil sie Kommunistin war. Das heißt auch, die Regierenden hatten Angst vor einer jungen schwarzen Philosophin. Und zwar schon bevor Davis zu einer weltweit öffentlich bekannten Person wurde. Die Erleichterung nach ihrer Festnahme war von der Regierungsseite deutlich: Der Präsident der USA, Richard Nixon, gratulierte dem FBI zur „Verhaftung der gefährlichen Terroristin Angela Davis“, Ronald Reagan äußert sich ähnlich im Editorial der New York Times. Davis stand also entschieden gegen die Regierenden - nur auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs. Dort machte sie gerade das so interessant.

L.I.S.A.:Als Angela Davis in den USA wegen des Vorwurfs des Terrorismus vor Gericht stand, erfuhr sie eine Welle der globalen Solidarität, vor allem auch aus den Staaten des Ostblocks. DDR-Schulkinder sendeten ihr tausende Rosen ins Gefängnis, aus Dankbarkeit besuchte sie nach ihrer Freilassung auch die DDR. Doch bei weitem nicht alles lief nach Plan. Ein ungeahnter Propagandaerfolg oder ein unkalkulierbares Wagnis?

Dr. Krasznahorkai:Beides. Der Propagandaerfolg kam nicht aus dem Nichts. Wie Sophie Lorenz wunderbar gezeigt hat[1], ist die Idee des „anderen Amerika“, die Verknüpfung des Kommunismus mit afroamerikanischen Freiheitsbewegungen, bereits bei Lenin ein Thema. Die SED-Führung knüpfte an dieses aus den 1920er-Jahren stammende Konzept an, dass neben der „bourgeoisen“ US-amerikanischen Mehrheitsgesellschaft eine parallele Gesellschaft der unterdrückten Minderheit existiert. Die schwarze Bevölkerung in den USA wurde zu dieser unterdrückten Minderheit des „anderen Amerika“ gezählt. Die US-amerikanische „Rassenfrage“ wurde in der Sowjetunion seit den 1920er-Jahren als Instrument einer moralischen Überlegenheit zu antirassistischer Propaganda benutzt. Diese Propagandamasche wurde aber wegen der Bildern, die sie produziert, zu einem unkalkulierbaren Wagnis: Denn es sind die Bilder, die sich nicht so gut kontrollieren ließen. Einerseits waren sie sehr genau kalkuliert, andererseits gab es doch kein Bewusstsein für die autonome Sprache der Bilder. Aber Bilder sind nie unschuldig. Zum Beispiel wurden als erster Afroamerikaner der afrokaribische Schriftsteller Claude McKay und der niederländisch-guayanäsischeOtto Husiwood 1922 als erste schwarze Besucher zum Vierten Kongress der Komintern eingeladen. Wie Lorenz beschreibt, richtete sich die öffentliche Aufmerksamkeit aber deswegen eher auf McKay, weil er „aufgrund seiner sehr dunklen Hautfarbe eher den sowjetischen Vorstellungen eines Schwarzen entsprach.“[2] McKay war überwältigt von der Umarmung der sozialistischen Gesellschaft und des gesellschaftlichen Aufstiegs, die er paradoxerweise nicht zuletzt dem Umstand verdankte, dass er eine dunklere Hautfarbe hatte, der den rassistischen Vorstellungen eines „Schwarzen“ besser entsprach: „I was like a black icon.“[3] – schrieb er. Der Propagandaerfolg schien nach Davis' Freilassung ungebremst.

Aber die Bilder verraten und entblößen den intrinsischen Rassismus der Propagandakampagne auch hier: So sieht man auf einem sowjetischen Propagandaplakat Angela Davis' nachgezeichnetes Foto von ihrer Verhaftung mit Handschellen und ein Ku-Klux-Klan-Monster, das sich von hinten ihr nähert und sie mit zwei großen Händen krallt. Nur: Die Ku-Klux-Klan-Figur ist schwarz. Die Zeichnung von Davis zeigt sie weiß. Die Konnotation des Bösen als „schwarz“ kehrt die Antirassismus-Propaganda genau in ihr Gegenteil um und entblößt den systemkonformen Rassismus in der Antirassismus-Kampagne. Ein anderes unkalkulierbares Risiko bedeuteten die Künstler*innen. Sie wurden einerseits eingespannt, um die Propagandamaschine zu unterstützen. Es entstanden Massen an Davis-Skulpturen, historischen Gemälden und Plakaten. Die mächtige, staatskonforme ungarische Kunsthistorikerin Nóra Aradi widmet in ihrem Buch mit dem Titel „Die Geschichte der sozialistischen Kunst” bereits 1970 ein eigenes Kapitel den „Negro Artists in the USA“. Die Zeitschrift "Junge Welt" titelte 1971 „Protest für Angela aus dem Atelier“. Aber auch die von eben diesen Staaten unterdrückten Künstler forderten „Freiheit“ und „Meinungsfreiheit“ für sich: „Befreit alle politischen Gefangene“ schrieben diese Künstler*innen genauso auf ihre Fahnen und konnten die offiziellen Parolen der Staatspropaganda für ihre Zwecke einsetzen. Was kann man denn dagegen sagen, wenn Künstler*innen den staatlich propagierten Slogan „Freiheit für Angela Davis“ rufen, – aber ihre eigene Freiheit meinen? Auch hier haben die Bilder eine eindeutige Sprache gesprochen: Davis im Stil des sozialistischen Realismus versus Davis als Pop-Art-Ikone war schon eine deutliche Aussage dafür, welche Seite des Kippbildes eingesetzt wurde.

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Dr. Kata Krasznahorkai ist Kunsthistorikerin, Kuratorin und Aktivistin mit Wohnsitz in Berlin.

Copyright: Kata Krasznahorkai.

L.I.S.A.:Nicht nur die Staatsführer im Osten versuchten Angela Davis für sich einzunehmen, sondern auch oppositionelle Künstler und Künstlerinnen erklärten sich solidarisch und versuchten durch eigene Aktionen, die offiziellen Narrative der sozialistischen Staaten subversiv zu untergraben. War Angela Davis am Ende nicht mehr als eine Projektionsfläche für verschiedene politische Seiten?

Dr. Krasznahorkai:Na, was heißt „nicht mehr“ als eine Projektionsfläche? Ich denke, es ist eine historisch einmalige Sensation, dass eine schwarze Frau – und Philosophin! – zu einer globalen Projektionsfläche für Freiheit wird. Und zwar weltweit. Und seit fünfzig Jahren viral.

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Angela Davis auf der Ehrentribüne der Weltfestspiele in Berlin am 4. August 1973.

Bundesarchiv, Bild 183-M0804-0717 / CC-BY-SA 3.0

"Man konnte sie so lieben, wie man einen Pop-Star liebt."

L.I.S.A.:Während Angela Davis von den politischen Führern der sozialistischen Staaten hofiert wurde, erfuhren andere prominente Figuren der schwarzen Bürgerrechtsbewegung weit weniger Solidarität. Was machte Angela Davis so anschlussfähig für die realsozialistischen Staaten, und wo verliefen die Grenzen der Solidarität?

Dr. Kata Krasznahorkai:Das ist schwer zu sagen. Die Bilder des an den Stuhl gefesselten und geknebeltenBobby Seale,ein Anführer der Black Panther Bewegung, ging ebenfalls um die Welt, und dies war ebenfalls einer der größten Skandale der US-amerikanischen Justizgeschichte, aber von einer Solidaritätskampagneim Ostblock auf staatlicher Ebene, insbesondere in dem Ausmaß wie bei Davis, war nichts zu sehen. Einzelne Künstler hatten sich aber auch mit Seale solidarisch erklärt, wie die Aktion von Tamás St. Auby „Sit Out. Sitting on a Chair with strapped Up Mouth“ 1972 in Budapest vor dem Hotel Intercontinental zeigt. Die Anschlussfähigkeit von Davis lag nicht zuletzt auch an ihrem Gender: Davis beschrieb in einer Diskussion mit Gayatri Chakravorty Spivak 2018 „gender violence“ als eine der „meist pandemischer Form von Gewalt auf dem Planeten“. Die Ostblock-Länder wollten sich in der Gender-Frage genauso progressiv zeigen wie in der Rassismus-Frage – mit ähnlich hypokritischem und zwiespältigem Ergebnis.

Ein anderer Anschlusspunkt liegt, so hart es klingt, an ihrer Frisur; an den Bildern, die sie hervorbringt. Davis selbst versuchte immer wieder, gegen diese Verselbstständigung ihres Bildes anzugehen, auch unter der Gender-Perspektive – und sagte, es wäre erniedrigend, den politischen Freiheitskampf auf ihre Frisur zu reduzieren. Aber sie konnte dagegen wenig tun. Sie wurde in den Haushalten der DDR durch die permanente Berichterstattung auch in Jugend- und Frauenmagazinen fast zu einer Art Familienmitglied – es hieß ja „unsere Schwester Angela”. Man konnte sich – jenseits der Regierungspropaganda – für sie einsetzen und eine emotionale Verbindung zu ihr aufbauen. Man konnte sie so lieben, wie man einen Pop-Star liebt.

L.I.S.A.:Von „Free Angela Davis!“ zu „Black Lives Matter“: Die Proteste gegen die Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung haben in den USA nach dem Tod George Floyds eine lange nicht mehr gesehene Intensität erreicht. Doch anders als damals gibt es heute kaum noch charismatische Köpfe an deren Spitze. Wie wichtig sind die alten Figuren aus den 1960er und 1970er-Jahren, wie Angela Davis, aber auch wie Martin Luther King und Malcolm X für die Bewegung heute? Taugen sie noch als Ikonen oder sind sie mittlerweile verbraucht?

Dr. Kata Krasznahorkai:Von wegen verbraucht: Sogar ein britischer inländischer Geheimdienst versuchte sie noch vor ein paar Jahren zu vereinnahmen. Das britische Home Office hat eine Image-Kampagne auf Stoosh, einer vom Home Office orchestrierten Facebook-Seite - die seit 2018 geschlossen ist - mit Angela Davis aufgesetzt, wo junge Frauen mit migrantischemHintergrund Davis als ihre Heldin feiern. Die Propagandamaschine mit Davis ist immer noch am Laufen. Der wesentliche Unterschied und ein deutlicher Erfolg der heutigen Proteste ist, dass die Organisationsform der Proteste sich „verdemokratisiert“ hat. Sie ist nicht mehr auf eine prominente Person ausgerichtet - was eine kollektive, immer öfter feministische Führung von Protesten nach sich zieht, wie zurzeit auch in Belarus deutlich wird. Davis sagt in einem Kommentar selbst: “There are those here in this country who are asking: ‘Where is the contemporary Martin Luther King?’, ‘Where is the new Malcolm X?’, ‘Where is the next Marcus Garvey?’…the more recent radical organising among young people, which has been a feminist kind of organising, has emphasised collective leadership.” Aber obwohl Davis bei den Black Lives Matter Protesten exponiert auftaucht, auf SocialMedia und in Dokumentarfilmen kursiert,oder ihr Bild prominent in altbewährtem Flower-Power-Pop-Art-Stil inmitten des Protest Camps in Seattle platziert wird, weiß laut einer einer nicht-repräsentativen Umfrage eines Wall-Street-Journalisten eine Mehrheit der unter Fünfundreißigjährigen heute nicht mehr, wer Davis ist. Jetzt, wo ihr Prozess und die erste weltweite Solidaritätsbewegung für eine schwarze Frau sich zum fünfzigsten Mal jährt, wird sich das hoffentlich ändern. „The past is pushing the present“ – wie Davis kommentierte.

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L.I.S.A.:Die Medien des Widerstands der 60er und 70er-Jahre waren Zeitungen, Plakate, Flugblätter. Wie hat es ausgerechnet Angela Davis zu der weiblichen Bürgerrechts-Ikone schlechthin geschafft? Durch den Medienwandel, die Digitalisierung und das Aufkommen der Sozialen Medien haben sich diese Bedingungen massiv verändert. Heute begegnen wir täglich einer regelrechten Bilderflut aus den Zentren des Protests - aus Minneapolis, New York oder Portland. Hat sich damit auch die Ikonografie des Protests verändert?

Dr. Kata Krasznahorkai:Nein, nicht die Ikonografie, sondern die Performativität hat sich geändert: Neue Protestformen agieren zunehmend mit performativen Elementen, die Gemeinschaft stiften und mit Gesten weltweit sofortige Solidarität erzeugen, wie der Kniefall im Fall von George Floyd. Es ist ja kein Zufall, dass die ehemaligen Geheimdienste der sozialistischen Länder besonderes auf Performances, Happenings und Aktionen als „staatsfeindliche Aktivitäten“ allergisch reagierten und diese massiv verfolgt und „zersetzt“ haben, wie wir in unserem Buch „Artists&Agents“ mit Sylvia Sasse versucht haben zu zeigen. In meinem neuen Buch „Operative Art History or Who is Afraid of Artists?“, das jetzt im Herbst erscheinen wird, schreibe ich genau über diese unheimliche Parallelität der Unterdrückung von Künstler*innen durch die Staatssicherheit und den Staatsapparat in den 1970-er Jahren und in heutigen illiberalen Systemen. Davis' Satz „The past is pushing the present“ ist auch hier relevant, denn Proteste werden auch in Osteuropa immer performativer – und daher auch effektiver –, wie zurzeit in Ungarn zu sehen ist, wo eine Reihe von performativen, poetischen Aktionen und das als Symbol des Protestes überall auftauchende rot-weiße Absperrband ein unüberwindbares Hindernis für die Regierung im Falle der von Student*innen besetzten Universität bedeutet. Vielleicht ergibt sich in Budapest aus einer Auflehnung gegen die Missachtung der Autonomie und Souveränität einer Universität auch ein Prozess, in dem Meinungsfreiheit, künstlerische Freiheit und die Universalität der Menschenrechte auf weitere gesellschaftliche Bereiche ausweitet.

Dr. Kata Krasznahorkai hat die Fragen der L.I.S.A.Redaktion schriftlich beantwortet.

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Nachweise

[1] Sophie Lorenz: "Schwarze Schwester Angela" - Die DDR und Angela Davis. Kalter Krieg, Rassismus und Black Power 1965-1975. Bielefeld 2020, S. 49ff.

[2] Lorenz (2020), S. 61.

[3] Zit. Nach Lorenz (2020), S. 62.

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Reaktionen auf den Beitrag

Kommentar

von Tom Rodgers | 20.04.2021 | 21:33 Uhr

super beitrag - gerne mehr davon !

Kommentar

von Jan-Holger Kirsch | 07.10.2020 | 12:28 Uhr

Siehe zum Nachlesen auch diesen frei zugänglichen Aufsatz:
Sophie Lorenz, „Heldin des anderen Amerikas“. Die DDR-Solidaritätsbewegung für Angela Davis, 1970–1973, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 10 (2013), S. 38-60, URL: https://zeithistorische-forschungen.de/1-2013/4590

Übrigens haben wir das erste Foto, das sich oben in dem Interview findet, auch als Coverbild des Hefts mit dem Aufsatz von Sophie Lorenz verwendet: https://zeithistorische-forschungen.de/file/2088

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